Mittwoch, 14. Januar 2009

Bauchgefühl und die richtige Nase

Ich bin ein echter Bauchgefühls-Mensch. Und aus leidvoller Vergangenheit habe ich gelernt, daß mich dieses Gefühl nie trügt, ich es nur ignoriert habe.

So habe ich ein sehr gutes Gefühl für Menschen in Not entwickelt. Und auch für solche, mit denen etwas "nicht stimmt".
Letztes Jahr, kurz vor Weihnachten hat uns Knall auf Fall eine Kollegin aus dem Notruf verlassen. Wegen einer Nichtigkeit. Wir hatten ihr Verständnis entgegengebracht, sie in ihrem Ärger ernstgenommen und versucht, Brücken zu bauen. Aber es steckte etwas ganz anderes dahinter, denn ihre Entscheidung, den Notruf zu verlassen, hatte sie längst gefaßt.

Geahnt hatte ich es. Nur wollte ich es nicht so drastisch beim Namen nennen. Sie erinnerte mich an jemanden aus meiner Vergangenheit. Leicht aufbrausend, unterschwellig aggressiv, extreme Schwankung zwischen Größenwahn und völligem Absturz, totale Aufopferung und absolute Kälte.

Gestern nun hat es meine Notrufkollegin, die Psychologie studiert, beim Namen genannt: Borderline! Mein Bauchgefühlt hat mich nicht betrogen. Ich sollte nur vieles lauter aussprechen.
Für uns ist die Sache nun durch das eigene Ausscheiden der Kollegin gut abgegangen, sie schadet sich im Endeffekt nur selber.

Aber wir im Notruf nehmen das nun zum Anlaß, uns Kriterien für die Aufnahme einer neuen Kollegin aufzustellen, an denen wir solche "Malheure" ausschließen können.
Beratung braucht eine psychisch stabile und ausgeglichene Persönlichkeit und wir Ehrenamtlichen machen das immer noch aus innerer Überzeugung und dürfen dann auch untereinander Absprachen zur Dienstübernahme treffen, sofern die Bereitschaft dadurch nicht gestört wird.

Natürlich tut es mir leid für die ehemalige Kollegin. Aber sie hat auch das Angebot, unsere Supervisorin für eine Therapiestunde oder auch mehr auf Kosten des Notrufs in Anspruch zu nehmen, kategorisch abgelehnt. Denn schließlich kenn sie sich ja am Besten aus und wir anderen sind alle völlig unfähige und unzuverlässige Kollegen!

2 Kommentare:

Zusa hat gesagt…

Hm, eine kleine Bilanz einer Außenstehenden, die nur dieses Bruchstück der Geschichte kennt: traurig auf die Art und Weise Kolleginnen zu verlieren, aber ich glaube in eurem ehrenvollen Amt die bessere Entscheidung. Hoffe, die Frau sucht und findet nun doch noch selber Hilfe.

Lieben Gruß, die Zusa

Ela hat gesagt…

Sehr schade und traurig, doch so wie Du es beschreibst, sind in ihren Augen nur die anderen Schuld an ihrem Leid. Ich hoffe für sie, daß sie sich schnell kompetente Hilfe holt.

KnuBu Ela